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Methoden für schnellere Arbeitsintegration von Flüchtlingen entwickelt

Der Goinger Kreis und die Leuphana Universität Lüneburg haben in einem Kooperationsprojekt die Hindernisse und Erfolgsfaktoren der Arbeitsintegration von Flüchtlingen untersucht und daraus praktische Hinweise insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen entwickelt.

Auf dem Papier scheint alles zusammenzupassen: Während Deutschland immer älter wird und schon jetzt hunderttausende Fachkräfte fehlen, haben über eine Million Geflüchtete, darunter viele junge Menschen mit unterschiedlichster Ausbildung, keine Arbeit. Das wichtigste Element für eine erfolgreiche Integration steht also noch aus. Denn Arbeitsplätze werden nicht durch ehrenamtliches Engagement geschaffen, sondern durch Unternehmen, die Kosten, Risiken und Nutzen nüchtern gegeneinander abwägen.

An dieser Stelle setzt das Forschungsprojekt an, das der Goinger Kreis gemeinsam mit dem Lehrstuhl von Professor Jürgen Deller von der Leuphana Universität Lüneburg durchgeführt hat. In über 130 Stunden Interviews und 1000 Stunden Auswertung haben die Forscher die Erlebnisse und Erwartungen neu angekommener Flüchtlinge, sowie die Erfahrungen derjenigen erfasst, die bereits Anschluss an den Arbeitsmarkt gefunden haben. Auch die Erkenntnisse von Unternehmen, die bereits Geflüchtete aus dem arabischen Raum beschäftigen, werden in dem Forschungsprojekt berücksichtigt.

Eine Zahl lässt aufhorchen: „Die interviewten Geflüchteten haben im Durchschnitt nur rund acht Monate benötigt, um eine dauerhafte Arbeitsstelle zu finden. Oft ist aber die Rede von einer wesentlich längeren Integrationszeit, von etwa sieben bis zehn Jahren“, sagt Angela Titzrath vom Goinger Kreis.

Aus den Ergebnissen hat das Team deshalb ganz konkrete Empfehlungen für die Auswahl und die Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsprozess entwickelt und dafür Schlüsselfaktoren bei der Kontaktaufnahme, Einarbeitung und Integration herausgearbeitet. Den ersten Kontakt können beispielsweise private Integrationshelfer unterstützen. Sie überarbeiten als Lotsen die Bewerbungsunterlagen, skizzieren die fachliche Eignung des Flüchtlings und begleiten den Weg zum Unternehmen. „Sie hat den Kontakt hergestellt und vom Englischen ins Deutsche übersetzt. Das war gut für mich”, sagt ein junger Flüchtling aus Syrien.

Aber wer passt in das Unternehmen? Ein Auswahlverfahren können selbst kleine und mittelständische Unternehmen mit begrenzten Mitteln und Zeitaufwand durchführen: „20 Euro für den Test, einige Stunden Aufwand für ein Gespräch und einen Schnuppertag können dem Unternehmen Enttäuschung und tausende Euro Schaden ersparen“, sagt Professor Jürgen Deller.

In diesem Prozess spielen auch die Mitarbeiter der Unternehmen eine große Rolle: „Ohne die Offenheit und Unterstützung der bisherigen Belegschaft wird die erfolgreiche Integration nicht klappen“, so Deller. „Viele, die draußen ehrenamtliche Hilfe geleistet haben, arbeiten ja auch ganz normal in Unternehmen und können dort ihre Erfahrungen einbringen.“

Die Ergebnisse in Form eines Leitfadens und praktischen Hinweisen, sowie weitere Informationen finden Sie auf unserer Website www.arbeitsintegration-fluechtlinge.org

Der Goinger Kreis, in dem Personalmanager namhafter Unternehmen und Experten aus Wissenschaft und Beratung an Zukunftsthemen arbeiten, widmet sich seit über zehn Jahren relevanten Themen an der Schnittstelle zwischen Unternehmen und Gesellschaft. Er bildet dabei die Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis – nicht zuletzt auch durch Kooperationen mit der Universität Lüneburg. Seit einigen Jahren beschäftigt sich der Goinger Kreis vermehrt auch mit verschiedenen Aspekten, die an das Flüchtlingsthema angrenzen.

Pressekontakt
Sira Thierij, Tel. (0163) 6852085
arbeitsintegration.gefluechtete@leuphana.de

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