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New Work für Alle

New Work ist in aller Munde und steht durch die Corona-Pandemie noch stärker im Fokus als zuvor. Diskussionen um Homeoffice und Flexibilisierung der Arbeitszeit dominieren die Medien – dabei werden Berufsgruppen, die aufgrund ihrer Tätigkeit vor Ort sein müssen, ausgeschlossen.

Es handelt sich bei dem Megatrend New Work aber um mehr als nur die Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort. Auch bei Vor-Ort-Arbeitenden wie beispielsweise dem Handwerker, bei Ärzten oder im Einzelhandel finden sich neue Formen der Arbeit wieder, die über Homeoffice hinausgehen.

Foto: Illustration Emotionen in virtueller Zusammenarbeit

Weitere Informationen

Studie: Die Studie „Ortsbesichtigung“ (PDF 3,8 MB) erforscht, warum bei den „Vor-Ort-Arbeitenden“ bestimmte Tätigkeiten räumlich und zeitlich nicht flexibel sind, während andere virtualisiert werden können.

Review: Das Konstrukt New Work (PDF 256 KB)

Weitere Ergebnisse der Untersuchung werden - sobald verfügbar - an dieser Stelle veröffentlicht.

New Work ist kein einheitlicher und klar definierter Begriff, sondern setzt sich aus vielen unterschiedlichen Facetten zusammen. Diese können in strukturelle und kulturelle Aspekte unterteilt werden, die wir genauer in „Das Konstrukt New Work“ betrachtet haben.

Die New Work-Diskussion in Unternehmen und Medien konzentriert sich zumeist auf die Frage, ob und in welchem Rahmen Homeoffice für Mitarbeiter realisiert wird und wie es soziale Interaktion, Produktivität, Unternehmensaffinität uvm. beeinflusst. Das hat sich im Zuge der verschiedenen Lockdowns in der Covid-19-Krise verstärkt, welche ja gerade vom Übergang vieler Menschen ins Homeoffice profitiert haben. Arbeitstätige haben diese Veränderung als Zunahme ihrer eigenen Flexibilität wahrgenommen und sind inzwischen nicht mehr bereit, diese abzugeben.

In diesen Diskussionen wird die große Zahl an Arbeitskräften ignoriert, die ihre Arbeit gar nicht in einem Homeoffice ausüben können, sie werden gewissermaßen vergessen. Unsere Untersuchung beschäftigt sich genau mit dieser Gruppe, den „Vor-Ort-Arbeitenden“. Der definierende Unterschied ist, dass bestimmte Tätigkeitselemente räumlich nicht flexibel sind und an Produktionsstätten, Dienstleistungsorte gebunden sind. Hierzu gehören beispielsweise Pflegekräfte, Paketzusteller, Elektriker uvm. Die Umfrage umfasst eine online Befragung aus dem Jahr 2022 mit 131 Teilnehmenden sowie qualitative Interviews mit Vor-Ort-Arbeitenden, die im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit der Leuphana Universität geführt wurden.

Im Ergebnis unserer Untersuchung ist festzustellen, dass ein großer Teil dieser Arbeitskräfte keinen Nachteil in der eingeschränkten räumlichen Flexibilität ihrer Tätigkeiten sieht, sondern sogar umgekehrt einen wesentlichen Wert in der Tätigkeit an realen Objekten, der körperlichen Interaktion und Nähe zu anderen Menschen erkennt und hierüber Selbstwirksamkeit erlebt und einen erheblichen Teil ihrer Zufriedenheit gewinnt. Es ist sogar so, dass ein Verlust der sozialen Eingebundenheit hier deutliches Frustrationspotenzial erwarten lässt. Gleichwohl sind Bedarfe erkennbar, diese Tätigkeiten über zeitliche Flexibilität individueller zu gestalten. Begreift man die zeitliche Flexibilität als im Wesentlichen durch Kollaborationsanforderungen eingeschränkt (bspw. notwendige Schichtplanung, um einen Produktionsbetrieb sicherzustellen), so ergeben sich Chancen durch die Digitalisierung. Diese Kollaborationsgewinne durch zeitliche Flexibilisierung würden dann auch New Work für „Vor-Ort-Arbeitende“ ermöglichen – ganz ohne Homeoffice.